Freitag, 26. November 2010

Mt. Arapiles / Grampians: Klettern

So, kommen wir zum nächsten Teil meines kleinen Blogs: Was mache ich hier eigentlich? Nun, bisher war ich 30 Stunden in Bangkok, 100 Stunden in Melbourne und den Rest meiner Reise in Australiens Countryside. Hier mache ich alles, was man so als frisches Landei tun kann: Lesen, Yoga, Gartenarbeit, Kochen, Mundharmonika spielen, Roos beim Hüpfen zugucken, Schafe scheeren, ... ach ja: und Klettern!


Leading Dwarf Pumper *, 8m, Grade 20 (Grampians, Mt Stapleton Campground, Sentinel Cave)
Alle Kletterer wollen natürlich jetzt fakten. OK – so sei es. Zunächst die australische Bewertungsskala:


                              22 = 6c   = 5.11 a/b
                              21 = 6b+ = 5.10 c/d
                              20 = 6b   = 5.10 b/c
                              19 = 6a+ = 5.10a
                              18 = 6a   = 5.9

Hier gibt es die beiden Klettergebiete Grampians und Mt. Arapiles mit jeweils um die 4000 Kletterrouten – es gibt also genug zu tun! Grampians ist ein Gebirgszug mit eher kompaktem Fels, Mt. Arapiles ist ein einzelner "Buckel" mit vielen säulenartigen, stark zerklüfteten Felsen

Mount Arapiles

Grampians nähe Halls Gap


Beide Sandsteingebirgszüge lassen sich sehr gut traditionell absichern durch Keile, Friends, Schlingen und was man sonst so findet. Es gibt auch gebohrte Routen, aber ein hoher Prozentsatz aller Routen ist traditionelle Kletterei (Trad Climbing), was für mich immer wieder eine Herausforderung ist. Routen mit Bohrhaken findet man hier wenn, dann überhaupt im höheren Schwierigkeitsgrad. Dann sind aber die Hakenabstände auch oftmals alles andere als lustig. Hier hat sich ganz klar der „clean climbing“ Gedanke durchgesetzt, dass man bitte alles nach Möglichkeit so hinterläßt, wie man es vorgefunden hat. Gut so – und glücklicherweise halten die in Felsspalten gefummelten Keile und Friends hier auch sehr gut.

Leading NN (Project), ca. 25m, ca. 18 (Grampians, "Craig X" Project)
Den Clean Climbing Gedanken hat übrigen Henry Barber 1975 aus den USA nach Mt. Arapiles mitgebracht. Er hat in vielen Routen geschlagene Haken vorgefunden. Diese Haken rosten jedoch und jeder in einen Spalt geschlagene Haken weitet den Spalt, in den er geschlagen wird, verändert damit die Routencharakteristik und schädigt vor allem den Fels. Glücklicherweise wurden in den USA kurz vor „Hot Henrys“ Australienreise Keile und Hexcentrics erfunden, die man „einfach“ in einen Spalt reinbastelt und vom nachfolgenden Kletterer der Seilschaft wieder herausfummeln lässt. Das hinterlässt keine Spuren in der Kletterroute und dauert zumindest weniger lange als Haken zu schlagen. Jedoch dauert es deutlich länger als einen gebohrten Ring einzuhängen und das merkt man in schwierigen Kletterrouten dann auch: Entweder man findet schnell eine vermeindlich gute Absicherung im Fels, oder es geht einem irgendwann die Puste aus!

3 Keile in Decree Nisi *, 24m, 16 (NW Grampians, Gariwerd, Black Ians Rock)
Als Deutscher muss man hier hart rangehen, war es doch Wolfgang Güllich, der 1985 in Mt. Arapiles mit der Route „Punks in the Gym“ Australien den Grad 32 (5.14a/ 8b+) brachte. Wenn man bedenkt, dass Routen in diesem Schwierigkeitsgrad noch heute handverlesen sind, erschließt es sich leicht, was für eine Kanone Wolfgang schon in 1985 war (Hammer!). Als zweiter kletterte Stefan Glowacz 1986 diese Route und dann passierte wiederum 6 Jahre ... nichts! Im Auswahlkletterführer von Mt. Arapiles gehört diese Route noch heute zu den 3 schwierigsten. 

Try and Error in Blimp***, 39m, 20 (Grampians, Bundaleer)

Nun, ich habe nicht vor, Wolfgang und Stefan vom Platz zu verweisen und bleibe daher bei meinen Leisten, was bedeutet: Irgendwo zwischen 18 (5.9/ 6a) und 22 (5.11a/b/ 6c), wenn ich nicht am scharfen Seilende klettere. Das ist zum einen dem geschuldet, dass ich immer recht lange brauche, um Sicherungen in den Fels zu basteln, zweitens bedingt durch meinen Fersenbeinbruch vor Jahren immer sehr viele Sicherungen basteln will, drittens auch gerne meinem Job nachgehe und auch dafür gesund bleiben will schlussendlich dieser Schwierigkeitsgrad und auch meinem Alter angemessen ist, finde ich ;-)

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